Oeffentliche Beleuchtung

 

Eigentlich eine ganz einfache Geschichte:

 

Auf der Strasse zu unserem Grundstück hat es eine Strassenlampe. Die brennt nicht mehr. Ich rufe der Elektrizitätsgesellschaft an und melde den Schaden, die kommt vorbei und bringt die Sache wieder in Ordnung.

 

So stellt sich ein rechtschaffener Europäer einen alltäglichen Ablauf vor. Ganz anders in Bali.

 

Wir rufen die zentralen Stelle für Störungsmeldungen an. 2 Stunden später und nicht erst 3 Tage später, wie in Europa üblich, ist ein Trupp von drei Mann zur Stelle. Sie reparieren jene Laterne, die 50 Meter von unserem Grundstück entfernt ist, entsorgen das alte Material vor unserem Eingangstor und klären uns darüber auf, dass wir den Schaden für die Strassenlaterne nahe unserem Eingangstor dem Dorfoberhaupt, dem Kepaladesa, melden müssten. Dieser würde dann die Elektrizitätsgesellschaft aufbieten.

 

Wozu ich denn monatlich 5% an Zusatzgebüren für die öffentliche Strassenbleuchtung der Elektrizitätsgesellschaft zu bezahlen hätte. Der Kepaladesa bekäme von mir kein Geld für die Strassenbleuchtung und würde darum auch kaum etwas dafür tun. Die drei Serviceleute bleiben unbeirrbar bei ihrer Auskunft. Wir wiederholen das Prozedere 3 mal; mit andern Serviceleuten aber immer mit demselben Resultat. Also schicken wir Putu, unseren Fahrer, los um den Schaden beim Kepaladesa zu melden. Erwartuntgsgemäss kommt Putu mit der Meldung zurück, dass es nicht üblich sei, die Strassenlampen, die nahe bei einer Villa ständen, durch die öffentliche Hand zu reparieren. Etwas später erfuhr ich noch, dass die Gemeinde den Grossteil der Gebühren für die öffentliche Beleuchtung von der Elektrizitätsgesellschaft erhält und als Gegenleistung die Kosten für den Unterhalt trägt. Und üblicherweise würden die Villenbesitzer die Service-Leute gegen ein reichliches Entgelt beauftragen die Lampe zu reparieren, da sie selbst nicht über eine genügend lange Leiter verfügen.

 

Anständige Balinesen treiben sich Nachts nicht zu Fuss herum. Das wäre, der Nachtgeister wegen, viel zu gefährlich. Wenn schon, dann mit dem Motorrad was trotz der hohen Unfallrate als weitaus weniger gefährlich eingestuft wird. Solange die bösen Geister der Nacht keinen Kredit für ein Motorrad aufgedrängt bekommen werden sie die rechtschaffenen Balinesen auf ihren unbeleuchteten Motrrädern wohl oder übel vorbei rasen lassen müssen. Ganz im Gegensatz zu den übrigen, nächtlichen Verkehrsteilnehmern. Aber besser das Karma eines Unfalltodes mit anschliessender Wiedergeburt als in alle Ewigkeit in den Klauen eines dieser Nachtgeister zu darben.

 

Nein, ein anständiger Balinese schläft Nachts zu Hause und hat vor seiner Türe ein kleines Licht brennen. Die öffentliche Strassenlampe zu benutzen um die Nachtgeister zu vertreiben, das kommt keinem Balinesen in den Sinn. Also interessiert sich niemand dafür, ob der Kepaladesa seinen Verpflichtungen in Sachen öffentlicher Strassenbleuchtung nachkommt, sodass dieser mit den Geldern vom Elektrizitätswerk tun und lassen kann, was er für richtig hält. Und das tut er auch. Vermutlich im ureigenen Interesse und natürlich auch um das lokale Handwerk zu fördern (um es mal etwas schamhaft zu umschreiben).

 

In Europa hätte ich dem Ombudsmann geschrieben, ein Rekursverfahren eingeleitet, die Presse informiert, oder einen Prozess gegen die Elektrizitätsgesellschaft angestrengt. Aber hier in Bali ......... ein sinnloses Unterfangen. Und im schlimmsten Fall würde man wegen öffentlicher Ruhestörung aus dem Paradies ausgewiesen.

 

Also habe ich die Faust im Sack gemacht und Komang beauftragt, die beste aller balinesichen Strassenlaternen zu kaufen und sie an Stelle der Alten zu montieren nebst der Arbeit hat mich das 20 Euro gekostet. Eigentlich ganz einfach und praktisch. Ganz im Gegensatz zu Europa, wo das 5 bis 10 mal so teurer wäre und mit Sicherheit noch zusätzlich strafbar (nicht autorisiert, Fahrlässig, da ohne Stromabschaltung, entwenden fremdes Eigentum (die defekte Lampe) sowie Arbeiten ohne entsprechenden Fähigkeitsausweis -> Busse 50 Euro plus 800 Euro Gebühren. Uebrigens: all dies ist in Bali nicht strafbar.).