Blackmagic

 

Gelegentlich werde ich via meine Homepage um Rat gefragt. Und wem würde das nicht schmeicheln. Und so beantworte ich zum hundertsten mal, dass man in Bali nur schwerlich seinen Lebensunterhalt verdienen kann und dass eine Mischehe zusätzlich zu den systemimmanenten Komplikationen einer Ehe noch eine Menge anderer Unwegsamkeiten bietet, wovon sich aber die Meisten mit Geld umschiffen lassen (solange man es noch hat).

 

Aber letzthin hatte ich wieder einmal eine interessante Fragestellung: wie es denn mit der Kriminalität in Bali stehe und ob man die Türen der Autos auf der Fahrt abschliessen müsse um sich vor Raubüberfällen zu schützen.

 

Hier meine Antwort ohne Gewähr aber mit Bali-Garantie:

 

"crime rate in Bali"
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Die schätze ich als recht tief ein.


Gelegenheitsdiebstähle, Betrügereien, Unterschlagung, Veruntreuung, Üble Nachrede, Neid und Missgunst, Müssiggang, Intrigen, Korruption, Willkür, aber vor allem ein ausgeprägter Mangel an eigenverantwortlichem Denken und Handeln sowie ein sehr kurzfristiges Denken sind hierzulande die bevorzugten Schattenseiten der menschlichen Spezies.


Nötigung mit (versteckter) Androhung von Gewalt kann es in selten Fällen mal geben. Aber sofern man sich nicht einschüchtern lässt und zum Beispiel mit einem von Herzen kommenden Gelächter antwortet, löst sich das Ganze meist sehr rasch in Luft auf. In hartnäckigen Fallen können Gegenmassnahmen angekündigt werden. Zum Beispiel die Drohung das Ganze publik zu machen, oder -- in extremen Fällen -- die Drohung einflussreiche Leute zu involvieren: Polizei, Anwälte oder gar den Konsul.


Untereinander gehen die Balinesen mittels schwarzer Magie aufeinander los. Europäer gelten gegenüber diesen Kräften als (eher) immun. Es sei denn, sie glauben selbst an diese Kräfte (was erstaunlicherweise noch häufig der Fall ist).

 

Gewalt und direkte Konfrontation meiden die Balinesen wie die Pest. Allerdings ist Gewalt in der Familie/Sippe (vermutlich) häufiger als man denkt.


In Sachen Religion haben die Balinesen (Hindu) eine recht hohe Toleranzschwelle. Sollte man diese aber überschreiten, so könnte das schon zu sehr ernsthaften physischen Attacken führen.


Einschleichdiebstähle gibt es gelegentlich aber recht selten und meines Wissens nicht durch organisierte Banden. Von Raubüberfällen auf Autoinsassen hab ich noch nie etwas gehört.


Alles in Allem: wir haben keine Gitter vor den Fenstern. Unsere Grundstückmauer kann problemlos auch von einem Kind überklettert werden und die Türen des Autos sind auf der Fahrt niemals verriegelt. Auch haben wir keine Wachhunde. Und wir fühlen uns eher sicherer als in der Schweiz.


Allerdings haben wir nachts einen Security. Der schläft aber die meiste Zeit. Eigentlich bildet er „nur" das Bindeglied zur sozialen Kontrolle innerhalb des Dorfes, an das wir angrenzen.


Aber ich kenne auch Leute, die ihre Villa zu einem Hochsicherheits-Trakt ausgebaut haben. Das hat aber weniger mit Bali, als mit diesen Villenbesitzern zu tun.

 


Ein europäischer Journalist hätte in Bali ein brotloses Dasein. Denn die Kriminalität in Bali gibt journalistisch einfach nichts her. Und überhaupt: gemäss allgemeiner Meinung sind dafür die Javanesen verantwortlich, allenfalls noch Leute aus den Bergen aber bestimmt keine Balinesen aus der Gegend .... ja, vielleicht und ausnahmsweise .... ein geistesgestörter Balinese.

 

Interessanterweise scheint Blackmagic nicht als krimineller Akt eingestuft zu werden. Für einen Europäer vielleicht schwierig nachvollziebar. Aber auch in Europa spricht kein Mensch vom kriminellen Teufel. Denn bei aller göttlichen Allmacht und Liebe: einer muss ja schliesslich diesen Drecks-Job machen. Und dann ist noch zu berücksichtigen, dass die Dualität der spiritistischen Welt den Balinesen um einiges vertrauter ist und dies wesentlich vielschichtiger als jenes der primitiven Europäern mit ihrem spiritistisch grobschlächtigen schwarz/weiss Denken.

 

Aber man spricht nicht darüber und man kennt normalerweise auch keine entsprechenden Fach -Frauen oder -Männer. Aber es gehört in Bali zur täglichen Realität. Eine Krankheit ohne medizinisch diagnostizierten Namen, oder gar einen Todesfall ohne klare Ursache oder dass gleichzeitige verenden zweier Kühe oder die häufigen Schicksalschläge einer bestimmten Familie: dies alles sind willkommene Gelegenheiten Blackmagic als Realität bestätigt zu bekommen. Und nebst dem grausligen Reiz der Geschichte lässt sich hinter vorgehaltener Hand herrlich darüber spekulieren wer denn diesmal den schwarzen Magier aufgesucht hätte. Aber wie gesagt, man spricht nicht darüber, zumindest nicht mit einem Europäer.

 

Ein holländischer Arzt hat 1937 das Buch "Heilkunde und Volkstum auf Bali" herausgebracht (siehe hier und hier, vergriffen). Unter anderem sind darin auch einige Balckmagic-Substanzen, die als Pulver verstreut oder in die Nahrung geschmuggelt werden, beschrieben. Wenn man bei den Mixturen den Hokuspokus weglässt, so handelt es sich um Anleitungen zur Herstellung gefährlicher Bakterien-, Viren- oder Gift-Mixturen. Oder mit andern Worten um chemische und biologische Kampfstoffe.Aber dieses Wissen hat der Durchschnittsbalinese nicht. Zum Glück, denn so muss er sich im Falle eines Falles nicht mit seinem schlechten Gewissen herumplagen oder gar mit hohen Kosten resozialisiert werden. Denn für die dunklen Mächte kann doch nun wirklich kein Mensch zur Verantwortung gezogen werden. Damit würden ja die Opfer zu Tätern gemacht.

 

Ich nehme an, dass es in Bali mindestens so viele Giftmorde wie in Europa gibt. Eher mehr, da rohe Gewalt in Bali als unschicklich empfunden wird. Aber vermutlich ist die Dunkelziffer bei mehreren 100%, da Kriminalbeamte und forensische Spurensicherung inexistent zu sein scheinen. Und ausserdem: wer wollte schon all die teuren forensischen Untersuchungen bezahlen? Aber vor allem: was würde es ändern? So kommt es vermutlich, dass es viele unerklärliche Krankheiten und Todesfälle gibt, die unter den Begriff Blackmagic fallen.

 

Für einen aufgeklärten Europäer ist der Glaube an Blackmagic natürlich Humbug, sollte man meinen. Aber viele hier lebende Expats finden nach einigen Jahren in Bali zu ihren archetypischen Wurzeln und beginnen mehr oder weniger schamhaft daran zu glauben. Ich selbst bin gottseidank noch nicht so weit und ich hoffe doch sehr, dass es bei mir nicht einige Jahre sondern noch viele Jahrzehnte dauern wird, bis ich dann auch so weit sein werde.

 

 

 28.10.2009

Nachdem ich diesen Bericht geschrieben habe bin ich noch über folgenden Link gestolpert: 

http://balishaman.com/Black_Magic-Teil1.htm 

Diese 4 Seiten nehmen eine objektive Sichtweise ein (soweit das überhaupt möglich ist). Sie sind wertfrei geschrieben und aus meiner Sicht lesenswert.

 

Andere Teile auf der Homepage scheinen mir ebenfalls lesenswert zu sein.

Einige, obwohl sie eine positive Grundhaltung einnehmen, sind für mich nur bedingt stimmig. 

 

Was die Intensiv-Kurse für Europäer anbelangt, so habe ich da ein sehr zwiespältiges Gefühl. Einerseits ist es ja OK und begrüssenswert sich mit fremden Kulturen auseinander zu setzen. Ich habe auch Verständnis dafür, dass viele Europäer in ihrer kalten, rationalen Welt frieren und sich nach irgend etwas anderem sehnen.

Aber liebe Leute: wir (Monotheisten oder Atheisten oder Freidenker) sind nun mal vor langer Zeit aus dem Paradies ausgestossen worden und eine Rückkehr dorthin ist auch in Bali nicht möglich. Und schon gar nicht in 6 Tagen. Und ganz sicher nicht solange man noch selbst denkt und selbstverantwortlich Handelt.

Ich glaube nicht, dass sich der durchschnittliche  Balinese mit seiner starken Interaktion zur Geistwesen-Welt in diesem "Paradies" aufgehoben fühlt. Ich denke eher, dass sein Leben stark von Aengsten bestimmt ist. Auch in dieser Kultur ist Unterdrückung und Ausnutzung über kulturelle Werte problemlos möglich und wird auch praktiziert.

Leider gibt es viele (aber wohl verstanden nicht alle) unlautere Europäer, die mit alternativen Kulturen hier oder in Europa suchende Menschen  in ihren Bann ziehen, um ihnen das Denken abzunehmen um dann daraus finanzielle Vorteile und/oder Prestige zu erlangen. Diese Hammelfänger sind für mich Abschaum. Um nicht missverstanden zu werden: ich glaube (und hoffe), dass Friedrich Demolsky nicht in diese Kategorie gehört.

 

PS:

Ganz passend zum Thema Blackmagic ist auch noch folgender Artikel:

http://www.zeit.de/2009/44/Das-Boese