Gekürztes Mail vom 2.8.2006

Die Balinesen sind nicht so blöd wie die Europäer. Sie geben niemals ihre wirklichen Beurteilungen, Meinungen und Ansichten lärmig und gestikulierend preis. Sie verstehen es daraus ein filigranes Mysterium zu machen. Das engt den Aktionsradius potentieller Feinde und böser Geister massiv ein.

Eine gewisse Ausnahme bildet hier das Preise-Feilschen. Aber auch hier bedeutet ein feines Lächeln in etwa: Du geiziger Geldsack und Halsabschneider Du kannst mir mit Deinen Millionen mal den Buckel runter rutschen. Worauf man die 50 Rappen (CHF) für einen grossen Bund Bananen bezahlt, zögerlich zwar, weil man nicht weiss ob man schamlos übers Ohr gehauen wurde und die Bananen eigentlich nur 45 Rp kosten würden.

Auf der Baustelle wird es noch viel komplizierter: Wann wird es fertig? Warum ist das so? Wie würdest es Du machen? was ist besser? usw usw. All diese Fragen beantwortet ein Balinises nicht wirklich gerne, ja er empfindet sie als geradezu anstössig.

Ausser er glaubt, dass mich eine bestimmte Antwort erfreuen würde. z.B. yes oder gar yes yes. Dieses yes yes (ausgesprochen als staccatoartiges rasches jäschjäsch mit nasalem, meist steigendem Tonfall) hats in sich. Je nach Mimik bedeutet es zwischen NEIN und JA so ziemlich alles. Gewisse Indizien liefert der Tonfall. Entscheidend aber sind die Augen. Sie können sich verengen, flackern, entleeren, hinter die Stirnrunzeln hüpfen oder sich aufblasen, bis sie vor Angst fast platzen. Die präzise Uebersetzung beherrsche ich noch nicht, doch ich arbeite daran (siehe hier).

Nun hat sich hier auf Bali eine üble Sitte eingeschlichen. Je managiger um so brilliger. Eine Unterhaltung mit einem Sonnenbrillen tragenden Manager wird so zur reinen Rätselstunde. Und Manager ist hier jeder, der direkten Umgang mit Europäern hat. Meine Kontaktperson hatte anfänglich keine Sonnenbrille und alles ging gut. Aber seit zwei Tagen trägt er auf der Baustelle eine wirklich schicke und vermutlich teure Sonnenbrille. Eine wie sie die unheimlichen amerikanischen Polizisten tragen, die von ihren Motorrädern absteigen, einen Handschuhe ausziehen und mit der Hand am Revolver sich dem Auto mit dem verliebten Paar, das auf der Flucht ist, nähern.

Und so verstehe ich nur noch jäschjäsch. Nun hab ich in der Zwischenzeit einiges gelernt und mitbekommen, dass man einem Balinesen nicht so ohne weiteres sagt, wie er sich zu verhalten hätte. Das würde er ja umgekehrt auch niemals tun. Also hab ich hinterhältig in die Tasten gehauen und dem Generalunternehmer folgendes Mail geschickt:

Betreff: Sonnenbrillen

Hallo,
Ich will gegenüber meiner Kontaktperson nicht unhöflich sein und schon gar nicht schlechte balinesische Umgangsformen an den Tag legen. Und in diesem Sinne bitte ich um einen Ratschlag, wie ich meine Kontaktperson dazu bewegen kann die Sonnenbrille abzulegen, wenn er sich mit mir unterhält.
Ich verstehe die englische Sprache schlecht und bin darauf angewiesen auch aus der Körpersprache und insbesondere der Augen die Aussagen meines Gegenüber zu interpretieren

Für einen Hinweis bin ich sehr dankbar.

Gruss
Raymond

Ich bin fast sicher, dass dieses Mail von der Sekretärin abgefangen wurde und sinngemäss ins balinesische übersetzt weiter geleitet wurde. Der durchschlagende Effekt war, dass meine Kontaktperson wieder ohne Sonnen-Brille erschien. Nur kurz vor der Einfahrt auf die Baustelle zog er die Brille an um sie aber jedesmal, wenn wir eine Unterhaltung hatten wieder abzuziehen.

Ein neuer Tag.
Und wie jeder Tagesbeginn hat er denselben Rythmus.
Vor Sonnenaufgang landen die Fischer am Strand und
werden von den umherhuschenden Laternen der Frauen empfangen.
Die Sonne geht auf,
die Bäume und Sträucher versuchen, gleich einem Scherenschnitt,
den kitschigen Hintergrund notdürftig zu verbergen,
ein kurzes Schauspiel.
Die Fledermäuse trollen nach Hause.
Der Tag liegt nun wie klares Wasser da und
die Zeit gehört den Libellen.
Später bringen die Fliegen die Windstille.
Die Sonne beginnt zu stechen,
bis sie es endlich schafft die Winde erneut zu entfachen und
die Fliegen werden sanft verscheucht.
In einer fröhlichen Zeremonie bringen die Staffs das Morgenessen,
Opfergaben gleich.
Dann verliert sich die Spur des Tages im Kreischen des Winkelschleifers auf der Baustelle nebenan.

Und es ist doch salzig:

Wenn Judith beim Kosten des Wassers nicht umgekommen ist, so werde ich es wohl auch überleben, habe ich gedacht und das Grundwasser, das für den Bau verwendet wird, gekostet.

SALZ! nicht viel aber doch genügend um es noch knapp zu schmecken. Also nichts wie los zur Ansprechperson. Er fragte noch ungläubig ob ich gekostet hätte und zog dann seinerseits los, zur grauen Eminenz, dem Polier. Er kam freudig zurück und meinte: ja, mit Salz, aber nicht schlimm.

Ganz cool (endlich hatte ich etwas um mich zu ärgern, und cool im europäischen Sinne, für balinesische Verhältnisse vermutlich leicht erregt) antwortet ich ihm: ja für den Pflaster der Grundmauern; nein für den Eisenbeton, es sei denn ich erhielte mindestens eine 5 Jahresgarantie (man beachte die Wörter "nein" und "es sei denn" von denen ich annehme, dass sie ein Balinese nur in Todesangst über die Lippen bringt).

Die Augen (ohne Sonnenbrille) wurden etwas traurig/ängstlich und bevor er mich mit irgendwelchen rasch gesprochenen englischen Sätzen eindecken konnte schlug ich ganz väterlich eine Sitzung mit dem Generalunternehmer vor. Die Augen blieben betrübt aber er zückte sogleich das Telefon und fixte einen Termin.

Warum blieben die Augen betrübt fragte ich mich eine halbe Stunde später, als ich mit meinem Fahrer zurück ins Woodenhaus fuhr. Das Telefon läutete: meine Kontaktperson fragte ob ich nochmals (wegen dem Wasser) auf die Baustelle kommen könnte.

Dort empfing mich der Name-Holder. (gegenüber dem Staat ist der Nameholder der Besitzer, komplexe Verträge übertragen de facto aber nicht ganz de Jure den Besitz vom Name-Holder zu mir, dem Geldgeber).

Und im Laufe des Gesprächs realisierte ich, dass der Nameholder der wirkliche Projektleiter ist. Meine Kontaktperson nimmt also mehr eine Kontaktpflege oder hübscher ausgedrückt eine Geisha- Funktion wahr.

Und ich denke meine Geisha würde keinen Schritt ohne den Segen des Namholders unternehmen. Und ganz sicher wird meine Geisha keine Probleme aufdecken sondern im Gegenteil von mir fernzuhalten versuchen. Und betrübt war meine Geisha, dass sie es nicht verhindern konnte, dass sich der Nameholder mit mir rumschlagen musste.

Irgendwie tut sie mir leid, meine kleine, arme Geisha, an mir hat sie einen wirklich schwierigen Kunden und wenn mich nicht alles täuscht bin ich ihr erster Kunde, denn die Sonnenbrille ist wirklich ganz neu. Um so besser, so ist sie noch formbar (ich meine NICHT die Brille).

Nachspann 1:
Alles Phantasien und Thesen. Aber gut zu wissen.

Nachspann 2:

Wäre der Nameholder auf meine Forderung nach einer 5 Jahres-Garantie eingegangen, dann wäre ich in den Unterhosen dagestanden.

Denn eine Garantie in der ordentlichen Schweiz durchzusetzen kostet in der Regel mehr an Anwaltskosten, als was die Garantie ausmacht.

Ich denke im etwas weniger ordentlichen Indonesien sollte ein Europäer niemals versuchen eine Garantie für etwas durchzusetzen, das er juristisch gar nicht wirklich besitzt. Er endet als armer Mann und in diesem Fall würde die Aufenthaltsbewilligung automatisch nicht mehr verlängert. Indonesien hat ein riesen Defizit ist aber in der glücklichen Lage die Zinsen für das Defizit glaubhaft nicht mehr aufbringen zu können. Dies im Unterschied zur Schweiz und ihrem ebenfalls riesen Defizit. Oder mit andern Worten: Indonesien leistet keinerlei Sozialhilfe. Die Sozialhilfe gegenüber Ausländern besteht darin, dass sie ausgewiesen werden.

Nachspann 3:
Ich hab Immodium eingenommen.

Katastophe !!

1994 steht auf den Zementsäcken! Eine Katastrophe! Ich erinnere mich noch wie ich in Uster Zement, den ich von Ettenausen mitgenommen habe und ca. 10 jährig war, verwendete um einen Dübel einzumauern. Das Zeugs hat nur gebröselt! Und hier in Bali, bei dieser Luftfeuchtigkeit muss es noch viel schlimmer sein!

Ich bin dann um 5:00 aufgestanden. Um diese Zeit ist die Geschwindigkeit des Internet zwar immer noch unmöglich aber es ist immerhin ein klein wenig weniger unmöglich, sodass man, sehr gemächlich zwar, aber immerhin etwas surfen kann. Und dann hab ich gesucht. Nach Zement, Sackbeschriftung, Lagerung, Anwendung, Qualität und nach JENIS-1, BERAT BERSHI und GRESIK. Alles Ausdrücke, die auch auf den Zementsäcken standen.

Ich habe dabei gelernt wie man Zement herstellt und dass bereits die Römer.. und später ein Engländer und dass China der grösste ... und dass die Aktien dieses Zementherstellers gehalten werden sollten und und und. Nur das Frischhaltedatum von Zement konnte ich nicht finden. Und dann hab ich eingegeben: 15-2049-1994. Also alle Jahreszahlen die auf dem Sack standen. Und siehe da, es erschien eine Industrienorm, die haarklein beschrieb, wie sich der Zement zusammensetzt.

Eigentlich noch sinnvoll, dass auf den Säcken steht was drin ist.

Nachspann 1:
Nachdem ich bei meinen Recherchen auch viele praktische Belange über die Herstellung von Zement und Beton herausgefunden habe, traue ich mich kaum noch auf die Baustelle. Was da alles falsch gemacht werden könnte!! Oder wird?

Nachspann:
Ich denke den rechten Winkel lege ich mal beiseite. Es gibt Wichtigeres.

Balinesicher Staffetenlauf

Es ist wirklich viel einfacher im Gelände zu stehen und mit Pflöcken ganz grob die Ecken der Gebäude abzustecken. Um die Pflöcke herumzugehen und sich das Haus (im Folgenden den Carport und das Staff-House und ein hübsches Auto) vorzustellen. Der Geldnehmer und der Geldgeber waren also auf dem Gelände, gefolgt von meiner kleinen Geisha und dem Architekten.

Ist es das was Du willst fragte der Nameholder und zeigte auf den ausgesteckten Parcours. Das Telefon des Nameholders läutete und so nutzte ich die Zeit mir vom Architekten die Pflöcke erläutern zu lassen. Sie waren so abgesteckt wie ich es in meinem Plan eingezeichnet hatte. (Vermutlich mehr, aber vieleicht auch weniger, ich habs nicht nachgemessen).

Der Nameholder sprach immer noch am Telefon und so stellte ich mir vor ich wäre ein Rolls-Royce und müsste durch ein fiktives Tor in den Carport fahren und prüfte dabei, ob mein Wenderadius klein genug war. Not guudd, hörte ich vom Nameholder, der inzwischen das Telefonat beendet hatte.

Das Telefon läutete erneut. Ein kurzes staccato und es war wieder beendet.

Warum nicht gut? fragte ich.

Du musst den Carport hierhin stellen.

Wir sprachen über alles, über Gott und die Welt und jeden Anwesenden forderte ich zu einer Meinungsäusserung und jeder der Anwesenden hatte mindestens 4 Telefonate innert 5 Minuten und ich denke die Personen am andern Ende der Telefonleitung gaben auch noch ihren Senf dazu. Gelegentlich wurde ich aus der Diskussion ausgeschaltet und sie sprachen in ihrer abgehackten guturalen Sprache unter sich. Dann wurde ich wieder einbezogen mit dem Satz: „du musst bestimmen“. Wollte ich aber nicht. Vielmehr fragte ich jeden wie er es machen würde, wenn es sein Haus wäre. Der sagte was, wurde aber sogleich (wieder auf balinesisch) eines besseren belehrt. Mit der Zeit kannte ich dann die verschiedenen Lösungsvorschläge. Die ich nun mit weiteren Faktoren wie, Überschwemmungen, Auffahrtswinkel, Ästhetik, Treppen, Security, Septiktank (Abwasser), Wasserdruck, Aussicht usw anreicherte.

Aber schlussendlich hatten wir eine Lösung, die allen gefiel und mir kam beim besten Willen keine zu berücksichtigende Eventualität mehr in den Sinn. Ausserdem waren alle etwas erschöpft. Am meisten übrigens der Bauarbeiter, der abhängig vom Diskussions-Stand die Pflöcke in immer kürzer werdenden Intervallen hin und her schob. Und dann kam noch die einfachste aller Fragen: wohin mit dem Wassertank und der Grundwasser-Bohrung. Zwei Standorte waren klar favorisiert. Und die Argumente (inzwischen nicht nur von mir angeheizt) wechselten den Standort der Pflöcke laufend. (Wo steht der nächste Septiktank (Risiko), was für Auswirkungen hat der Standort auf den Wasserdruck, wie ist die Geräuscheinwirkung der Pumpe, wie stets mit der Optik, hat die geplante Treppe platz und wie sollen die Witterungseinflüsse berücksichtigt werden.

Zwischen den beiden favorisierten Standorten war ein Höhenunterschied von knapp 2 Meter. Wir, der Geldgeber und der Geldnehmer standen wie die Feldherren, sekundiert von der kleinen Geisha und dem Architekten auf der Anhöhe und der arme Kerl von Bauarbeiter wechselte den Standort der Pflöcke laufend und sprang dabei die kleine Anhöhe rauf und runter. Jedesmal schlug er den Pflock, wie abschliessend mit einem ausdrucksstarken Schlag wieder ein. Irgendwann wurde es ihm zu Bunt und er brach in Gelächter aus in das alle einstimmten. Der Pflock blieb stehen.

Später wir sassen unter den Bäumen und ruhten uns von den Strapazen aus, da schaute ich noch versonnen übers Gelände und fragte mehr zu mir selbst: „warum nicht dort?“. Es herrschte für einen Augenblick gespanntes Schweigen. Bis dann der Nameholder locker einwarf: ja das habe ich schon lange gedacht (oder so was ähnliches) und alle waren begeistert.

So geht das also auf Bali.

Nachspann:
Warum/Wozu:
erstens wollte ich die Gruppendynamik besser kennen lernen. Und zweitens wollte ich dem Nameholder eine Lehre erteilen und das kam so:

Noprroplämm:

Bei der Diskussion ums Salzwasser hatte der Nameholder ein fix fertige Lösung parat. Er wollte für ca 1500 CHF und zu meinen Lasten eine Tiefenbohrung vornehmen und dort hätte es dann genügend und ausgezeichnet sauberes Wasser. Das Grundwasser würde ich sowieso benötigen (zum tränken des Gartens). Dazu meinte der Generalunternehmer anlässlich der Vertragsverhandlungen allerdings, dass dies nicht notwendig sei da das Wasser der Gemeinde kein wesentlicher Kostenfaktor sei.

Ich schlug sicher drei Alternativen vor. Aber der Nameholder blieb unerbittlich. Insbesondere bei der einfachsten: Mit einer kleinen Pumpe das Wasser aus dem nahen Bach mit einem Schlauch zur Mischmaschiene führen. Er meinte, dass das Wasser OK sei aber: dazu sei eine grosse Pumpe notwendig und die würde eine Menge Benzin benötigen.

Ich fragte ihn in gepflegtem englisch: realy?
Yes. Kam es ebenso gepflegt und wie ein Peitschenhieb zurück.

Ich gab klein bei, schliesslich wollte und konnte ich keine Tauchpumpe suchen, den Schlauch und das Benzin hätte ich mir noch zugetraut. Und ich war verärgert (echt). Hatte der Kerl vielleicht Aktien bei einer Tiefenbohrungsfirma. Und was würden wir machen, wenn das Wasser auch in 20 Meter Tiefe immer noch salzhaltig ist und was soll mit der Baustelle geschehen während die Tiefenbohrung läuft.

Noprroplämm, war die Antwort des Nameholders.

Das Einzige worüber wir uns einig waren war, dass das Salzwasser für den Eisenbeton denkbar ungeeignet sei.

Am nächsten Tag, das Staffhaus sollte ausgesteckt werden, sah ich als erstes zu meinem Entsetzen, dass die Schalungen für den Eisenbeton gesetzt wurden. Sollten die trotzdem Salzwasser verwendet haben? Ich war bereit mich dem ganzen Heer der 40 Arbeiter entgegen zu werfen. Als mich eine Wasserfontäne aus einem Schlauch innehalten liess. Irgend jemand hatte über Nacht die als unmöglich bezeichnete Lösung realisiert.

Ja und dann haben wir in aller Ruhe und fast demokratisch den Standort des Staffhauses bestimmt.

Nachtrag 02.04.2007
Viel viel später wurde mir dann klar warum der Nameholder auf einer Grundwasserfassung bestand. Die Gemeinde konnte kein Wasser liefern, da das Pumpwerk erstmals nachgerüstet werden musste. Inzwischen haben wir April, aber der Wasseranschluss ist immer noch nicht vorhanden. Und ohne meine Grundwasserfassung würde ich noch lange nicht im eigenen Haus in Bali leben.

Was bedeutet diese Jahreszahl auf dem Zementsack? Fragte ich meine kleine Geisha.
Oh, das ist das Produktionsdatum.
Das ist aber ganz schlimm meinte ich. 1994, so alt darf der Zement aber doch wirklich nicht sein.
Oh nein, Du hast mich falsch verstanden, es ist das Alter der Firma, nicht des Zementsackes, der ist ganz frisch!
Da hatte meine kleine Geisha völlig recht, denn ganz klein war am Rande des Sackes das Produktionsdatum eingestanzt aber das wusste nur ich.
Kannst du das bitte noch überprüfen?
jäschjäsch (mit Augenflackern)

Eigentlich ist das eine längere Geschichte:

Für die ersten drei Wochen habe ich fix einen Fahrer mit Auto verpflichtet. Irgendwie, aber nicht wirklich, ein mürrischer Kerl. Der hat einen Onkel und der ist Schreiner. Und da wir auch Schreinerarbeiten im Haus haben werden, führte mich der Fahrer zu seinem Onkel, der mir seine Arbeiten zeigte. Und dann fuhren wir zurück.

Soweit die Zusammenfassung. Den Rest erzähl ich ein andermal.

Nachspann:
Welche Phantasien entwickelt wohl ein Europäer, wenn er diese Zeilen gelesen hat. Sieht er zB. die Hunde, die unbeteiligt und widerwillig dem Auto ausweichen. Oder den Stossverkehr in Singaraja, der sich durch untypisch breite Strassenzüge wälzt, vorbei an den vielen geschlossenen, Strassenläden, die Sonntagsstimmung verbreiten aber auch morgen geschlossen sein werden, weil sie Konkurs sind. Und sieht er die Holperwege zu den Dörfern und das ritualisierte Kreuzen zweier zu breiter Fahrzeuge. Und die Häuser, die sich wie Kieselsteine an der engen Strasse auffädeln, hübsche und weniger hübsche und die sich in die üppige Landschaft kuscheln.

Vielleicht sieht er es teilweise, schemenhaft. Aber darüber werde ich nicht berichten. Zumal ich, wie meistens als Beifahrer, eingeschlafen bin und dabei das Meiste verpasst habe. Auch nicht über "mürrisch, aber nicht wirklich", ganz einfach weil es darüber nichts zu erzählen gibt. Er ist einfach so. Oder zumindest fast, wenn man die Hintergründe genauer kennen würde.

Bleibt noch die Frage was denn spannendes beim Schreiner geschah. Ich nehme es vorweg: nichts Spannendes. Und trotzdem will ich darüber berichten, später vielleicht.

Nachspann 2:
Ein typisch balinesisches Stilmittel. Nichts und doch einiges sagen. Etwas Neugier aufbauen und diesen später vielleicht, aber sicher nicht jetzt, befriedigen.

An einer mit Schnueren ausgesteckten Mauer sind bis zu 10 Leute (auf einer Länge von 10 Meter) beschäftigt. Dazu gehören nebst den Maurern (pro 2 Meter einen) auch die Mörtel- und Steine-Träger (ohne die Mörtel-Mischer mit ca 4 weitere Personen)

Aber es läuft anders als in der Schweiz. In der Schweiz wird so manches zentralistisch gemanagt. Auf Bali läuft es mehr Ameisenstaat-ähnlich und es braucht nur wenige zentralistische Koordination. Und das scheinen die Balinesen von Kindheit an in der Familie zu lernen. Soweit ich das beim Onkel des Fahrers beobachten konnte.

Was mir auch aufgefallen ist: in der Schweiz herrscht auf einer Baustelle (5 bis maximal 10 Personen notabene) ein Heidenspektakel. Da wird geschrien, geflucht, heftig gestritten und der Polier hat alle Hände voll zu tun.

Nicht so auf Bali: Ausser dem Betonmischer und der Brandung ist eigentlich nichts zu hören (bei 40 Arbeitern notabene). Nicht dass die Arbeiter schweigsam wären. Gelegentlich unterhalten Sie sich, ruhig und in sich ruhend. Sie machen Pausen und sind die Pause selbst, sie ziehen einen Graben und sind der Graben selbst, sie tragen schwere Steine ohne erdrückt zu werden, da sie der Stein selbst zu sein scheinen.

Und so spricht der Stein zur Mauer und die Mauer zum Mörtel und wozu sollen sie Streiten, wo doch der Eine nicht ohne den Andern zu existieren vermag. Und jeder weiss was der ANDERE braucht.

Und auch auf Bali: die graue Emminenz trägt mit aller Sehlenruhe Mörtel zu den Maurern solange alles rund läuft und das ist praktisch immer der Fall. Ich denke dass er in dieser Funktion das Geschehen aus vielen Blickwinkeln laufend ueberschauen kann.